Von Motorschlitten und unberührten Pisten
Salzburg / Ski amadé

Text und Fotos: Stephan Käufer
Er ist allein hier auf der Piste. Alleine, bei Kaiserwetter, tiefblauem Himmel, knackigem Frost und einer sehr gut präparierten Piste. Deshalb schießt er in großen, weit ausholenden Schwüngen den Hang hinunter. Jetzt verschwindet er kurz hinter jener Kuppe, um gleich darauf wieder auf dem Grat aufzutauchen. Ein erneuter Schwung, ein Verlagern des Gewichtes und er steht auf der anderen Kante seiner Carving Ski. Nur knapp eine halbe Stunde ist es her, dass die Pistenbullis mit dem Präparieren der Abfahrten fertig sind. Die Lifte sind noch nicht geöffnet, Morgens Viertel nach acht in Austria.
Unten, in den Hotels bei den Talstationen der Liftanlagen sitzen die anderen Ski- begeisterten noch am Frühstückstisch, um den Kaffee oder das Brötchen mit dem Schinken zu genießen. Auch dort noch keine Eile, denn das Gedränge an den Liften, das Anstehen und nervtötende Geschubse beginnt ja erst ab halb neun, wenn die Seilbahnen öffnen. Dann aber hat unser Skifahrer schon die erste Talabfahrt hinter sich. Mit strahlend aufgehender Sonne, tatsächlicher Bergeinsamkeit und viel Ruhe und vor allem - Platz auf der Piste. Seine Abfahrt beginnt auf der Jandlalm.

Die Jandlalm in der Salzburger Sportwelt gelegen, befindet sich inmitten der Skischaukel Flachau – Wagrain – St. Johann auf einer Seehöhe von 1730m. Flachau ist das Herzstück der Skiregion, etwa eine Autostunde hinter Salzburg gelegen. Von Filzmoos bis St. Johann im Pongau erschließen sich etwa 860 Pistenkilometer verteilt auf 25 Skiorte.
Das Auto kann nicht bis vor die Hütte mitgenommen werden, dafür liegt sie zu hoch droben in den Bergen. Aber in der Nähe der Talstation beim Sechser-Sessellift befindet sich der Parkplatz der Alm. Koffer; Kind und Kegel, alles muss mit in die Seilbahn, dann geht es ab nach oben in die Berge. Die Jungs an den Liftstationen wissen Bescheid: “Ah neue Gäste für den Riepler Wirt.“ Sie helfen tatkräftig beim Verladen des Gepäcks, und geben an die Wirtsleute per Telefon durch, dass die neuen Gäste auf dem Weg sind. Zurück- lehnen und genießen, der Sessel übernimmt die Regie und entführt in die Bergwelt.

An der letzten Bergstation wartet schon der Motorschlitten, er ist die Nabelschnur zur Außenwelt. Alles was auf der Alm jetzt, während der Wintersaison, benötigt wird gelangt über ihn dorthin. Und mit ihm wartet Alois Riepler, der Gastwirt der Jandlalm auf seine neuen Gäste. Das komplette Gepäck wird sicher auf dem Schlitten, der hinter dem Snowmobil angebracht ist, verladen. Danach wird auf der langen Sitzbank Platz genommen, am Gasgriff gedreht und ab geht´s,rein in die Bergwelt. Ein bisschen beherzt sollte sein, wer hier Platz nimmt.
Quer und längs, bergauf und bergab, die letzten Meter bis zur Alm zünftig mit dem Motorschlitten. Durch verschneite Winterwunderwelt - angekommen! Nicht die allgemein übliche Art den Skiurlaub zu beginnen, aber mal eine spannende. Der Tag beginnt früh. Der Vorteil der frisch präparierten leeren Piste kann ja kaum auf fauler Haut als Langschläfer verspielt werden. Wer es allerdings nicht schafft bis vier Uhr Nachmittag wieder bei der Alm zu sein hat ein Problem.

Der Abend beginnt ebenfalls früh im Hochgebirge. Und die Liftanlagen stellen gegen sechzehn Uhr ihren Betrieb ein. Auf den Apres`Ski im Skizirkus unten im Tal sollte verzichtet werden. Aber was spricht dagegen diesen bei knisterndem Kaminfeuer in ruhiger Runde mit einem Obstler und einem Frischgezapften auf der Alm zu zelebrieren. Beim abendlichen Kartenspiel mit den anderen Gästen kommt jene heimelige, geborgene Atmosphäre auf die entsteht, wenn die Außenwelt nicht mehr an einen heran kommt. Und zur selben Zeit draußen auf der Terrasse, unter einem sternklaren Himmel - klar, frostig kalt ist es - aber eine wohltuende, entspannende Ruhe. Im Tal sieht man das ein oder andere Licht, erahnt in der Ferne mit etwas gutem Willen vielleicht die Autobahn. Aber nichts von all dem dringt wirklich hier herauf, Bergeinsamkeit.
Andrea Schiefer, eine Einheimische erzählt: “Etwa 200 Schneekanonen sind allein hier im Pistenbereich Flachau positioniert, dadurch können wir den Schnee garantieren. “Selten allerdings kommt es vor, dass die Pisten ausschließlich durch den Kunstschnee präpariert werden müssen. Das Skigebiet reicht bis hinauf auf fast 2000 Höhenmeter und ist schneesicher. Wenn der Schnee dann doch einmal ausbleiben sollte reichen schon leichte Minustemperaturen um die Pisten für das Schneevergnügen zu präparieren.
Am nächsten Morgen braucht unser Skifahrer dann erneut lediglich aus seinem Bett zu fallen. Das funktioniert auch nach einem Obstler zu viel. Als nächstes sind dann nur noch die Bretter unter die Schuhe zu schnallen, um wieder vor allen anderen eine frisch präparierte Piste in weit ausholenden Schwüngen zu genießen. Und vielleicht ja auch wieder vor einem blauen Himmel den der Wettergott nur für ihn so gestaltet hat.